An einem tropisch regnerischen
Sommertag
klapperten Absätze über grobes
Gestein,
blitzten Blitze aus Handykameras
und sie formten Abbilder eines antiken
Schreines,
in dem auch ich verloren umher schritt.
Und mit jedem Tritt,
vorbei an uralten Klötzen,
schien ich wie verzaubert von
fremdartigen Götzen
und den Menschen die Lebenskraft aus
ihnen schöpfen.
Da fiel mein Blick
auf einen alten Mann
etwas geduckt strich er,
im vorbeigehen an einer Mauer entlang
und war er erst an einem Ende
angelangt,
so fing er wieder von vorne an.
Ich beobachtet das Schauspiel
für wenige Augenblicke
und gerade wollte ich dann wieder
meiner Wege gehen,
da begann der Mann mich anzusehen.
Erst ganz normal
dann etwas tiefer,
plötzlich fand ich
Abgründe meiner Seele
in seinen Augen wieder
und er nickte
und ich nickte,
wir beide verstanden.
Er sagte in einer Sprache,
die ich weder verstand noch sprach,
„komm mit mir mit“
und ich tat es.
Geschwind, vielleicht etwas zu flink
kletterte er über ein Absperrseil,
bin weniger weiterer Schritte,
befanden wir uns dann im abgesperrten
hinteren Teil allein,
wo er stetig weiter eilte.
Ich folgte, stolperte, rappelte mich
auf,
sah wie er um eine Ecke bog,
bemerkte meine Neugierde,
die mich wie automatisch hinter ihm her
zog
und rannte.
Befand mich darauf auf einem Feld
gesäumt von Tempeln,
sah den Greis sich weiter vorne
seine weiten Robenärmel hochkrempeln
und dann winken,
vor einem unscheinbaren Bau.
Kaum war ich bei ihm angelangt,
als wir den Bau betraten und
uns die Dunkelheit
eines engen Ganges verschlang.
Darauf befanden wir uns in
einem von Fackeln funzlig erhellten
Raum,
eine Art Altar in der Mitte
und bereits jetzt wirkte alles
wie aus einem wirren Traum,
der mir aus den Fingern glitt,
dessen Handlung die Bilder
in meinen Vorstellungen
zu nutzlosen Schnipseln zerschnitt,
während der Greis in die Mitte des
Raumes schritt.
Schwaches Licht
begann sein Gesicht zu erhellen
und kurz dachte ich noch
Richtung Ausgang zu schnellen,
da stand ich neben ihm,
schaute in die tiefe eines mysteriösen
Beckens,
und war dabei eines der größten
Rätsel der Menschheit zu entdecken.
Und plötzlich zerfiel ich,
zerfloß ich,
verlor meine Form.
Ich starb und wurde neugeboren,
als gleichschenkliges Dreieck,
dann als mies gezeichnete
Normalparabel,
als Löwe, als Fuchs, als Schildkröte,
als Hase
in einer Fabel,
als auch auf
vergilbten Polaroid-Tierfotografien.
Ich wurde zu Erde,
ich wurde zu Galaxien voller Erden,
deren Sonnen, Monde, Sterne,
endlose Bahnen um sie ziehen.
Dann wurde ich zu einem frühzeitlichen
Übeltäter,
mich zerrten zwanzig zornige Zentauren
zum Schafott,
kurz darauf schlürfte ich vorzüglichen
Spätburgunder
mit Gott – weiß was für Leuten.
Ich war der wohlschmeckendste Wein
für welche die was von Gott wissen
und für gewisse Leute
war ich lediglich schlechtes Gewissen.
Ich wurde zu allem,
wurde zu nichts zu gleich,
wurde Bänker, Bauer, Hausfrau,
Astronaut, Magier und Scheich
in einem weit entfernten orientalischen
Reich.
Wurde erst dunkel,
dann bleich,
arm,
dann reich,
erst Kind,
dann Greis, nur um schließlich
eine Tasse Kaffee zu sein.
In Sri Lanka
wusch eine Frau
mit mir den Fußboden rein
und in North Dakota
war ich eine selten Kostbarkeit,
wurde gesucht von Gangstern und FBI.
Ich hätte die Welt verändern können,
wäre ich nur in die richtigen Hände
gefallen.
Ich wurde zu Zukunft, Vergangenheit,
Gegenwart,
mit meiner Hilfe wurden Sklaven
genommen,
Sklaven befreit,
Goldschmuck gestohlen,
Essen geteilt.
In meinem kältespendenden Schatten
haben endlos viele Wanderer verweilt,
bevor sie schließlich auf mich
weiterschritten,
sich in schlaflosen Nächten
um die Frage meiner Existenz stritten
oder an Lagerfeuern mit mir
Waldmannsfigürchen aus Holz
zurechtschnitten.
Ich wurde auch ich
an vielen Stationen meines Lebens,
begriff Relativität
und warum wir trotzdem weiter streben
und nicht allein sein wollen.
Nach und nach erreichte abstraktere
Formen,
ich wurden zu Ideen, zu Gedanken, zu
Normen,
zu Worten, zu Lauten, zu Gesetzen
und zu den Schmerzen im Bauch jener,
die sich denen widersetzen.
Hasserfüllte Münder Gesichter schrien
mich an,
andere, glückliche Gesichter
sagten ihren ewig währenden Dank,
während der letzten Rest meiner einst
irdischen Form bangte,
um das Quentchen Verstand,
das in einem Strudel aus Materie
fast gänzlich verschwand.
Bis ich endlich schaffte es zu packen
zu schütteln, rütteln,
mich schließlich um 720 Grad
von allem zu entrücken,
rückwärts wieder zu bestücken,
zu schlafen,
zu wachen,
letztlich nichts mehr zu wissen.
Und das nächste,
an das ich mich erinnere,
war ein weißes Kissen,
weich und warm an meinem Kopf
und auch noch
wie es dann im nächsten Moment an der
Tür klopft
jemand fragt ob ich wach bin,
wie es mir geht
und ich frage mich
hab ich das gerad wirklich erlebt?
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